Letter of Intent: Das Uwe Johnson-Archiv wird nach Rostock kommen

Am 17. Juli 2012 ist die Uwe Johnson-Gesellschaft ihrem Ziel, eine Werkausgabe Uwe Johnsons zu fördern, einen ersten großen Schritt näher gekommen. Die Peter Suhrkamp Stiftung, der Suhrkamp Verlag, die Johannes und Annitta Fries Stiftung, die Universität Rostock sowie die Uwe Johnson-Gesellschaft unterzeichneten bei einem feierlichen Festakt im Barocksaal der Hansestadt Rostock einen Letter of Intent. Auf der Grundlage des von Dr. Ulrich Fries von der Peter Suhrkamp Stiftung übernommenen Uwe Johnson-Archivs soll in Rostock eine auf Vollständigkeit angelegte historisch-kritische Werkausgabe in drei Abteilungen – Werke, Schriften, Briefe – erarbeitet werden. Die Zusammenarbeit der unterzeichnenden Institutionen sichert dem Vorhaben eine verlässliche Grundlage. Mit dem Umzug des Uwe Johnson-Archivs kommt die wichtigste materiale Grundlage für die Ausgabe nach Rostock. Nach zwei Jahren Arbeit hat die Gesellschaft damit bei ihrem wichtigsten Vorhaben handfeste Ergebnisse vorzuweisen – und steht zugleich vor großen Aufgaben. Die wird sie gemeinsam mit der Universität Rostock angehen, die Kooperation wird eine neue Dimension erreichen. Im Verlauf der Veranstaltung wurde deutlich sichtbar, dass Universität und Gesellschaft dabei in der Stadt und im Land mit großer Unterstützung rechnen können.

Der Rektor der Universität Rostock, Prof. Dr. Wolfgang Schareck, freute sich über das Archiv als großen Gewinn, der nicht nur zur Profilbildung an der Philosophischen Fakultät beiträgt, sondern deutschlandweit Anerkennung und Wertschätzung nach sich ziehen werde.

Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb, sprach von einem »glücklichen Tag für Literaturliebhaber und Literaturwissenschaftler«. Mit dem Erwerb des Nachlasses Uwe Johnsons sei ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einer »blühenden Literaturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern« getan.

Auch der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock, Roland Methling, war froh und stolz, das Uwe Johnson-Archiv künftig in der Stadt zu wissen. Er verlor dabei nicht aus den Augen, dass mit der Unterbringung und Erschließung des Archivs viel Arbeit und Verantwortung verbunden sein wird. Der werde man sich gerne und mit Freuden stellen.

Dr. Ulrich Fries, dessen Engagement für Uwe Johnson den Schritt überhaupt erst ermöglicht hat, bekannte sich noch einmal ausdrücklich zu Rostock als »bestem Ort für das Archiv«. Schon die Stiftung der Uwe Johnson-Professur sei eine richtige Entscheidung gewesen, man habe von Beginn an »Glück mit dem Umfeld« gehabt.

Prof. Dr. Manfred Bierwisch, Johnsons Studienfreund aus Leipziger Tagen, behandelte in seinem Festvortrag ebenso ernsthaft wie spielerisch die Frage, was Johnson wohl zu all dem gesagt hätte – und sprach auf diese Weise aus, dass die Verantwortung für Johnsons Werk nun in den Händen seiner Leser liegt.

Welcher Kreis sich aus eben dieser Perspektive – der der Leser – schließt, wenn das Archiv nach Rostock kommt, verdeutlichte Prof. Holger Helbig. Er verwies auf die kleine Ausstellung im Saal, die Johnsons Weg an der Universität dokumentierte: vom »Giftschrank« in die »Schatzkammer«. Und neben den etwa 170 Bänden Johnson-Literatur in der Universitätsbibliothek Rostock sollen eines Tages auch die der Werkausgabe stehen: Sie könnte die »Rostocker Ausgabe« heißen.

Damit aus dieser Vorstellung Wirklichkeit wird, ist noch viel zu bewältigen. Doch was bei der Gründung der Gesellschaft noch wie Zukunftsmusik aus fernen Zeiten klang, hört sich nun an wie ein guter Plan für die kommenden Jahre: Wir wollen an einer Werkausgabe arbeiten.

Wir danken an dieser Stelle allen unseren Mitgliedern, Freunden und Förderern, die durch Unterstützung verschiedenster Art überhaupt erst ermöglicht haben, dass nun von Rostock als Zentrum der Johnson-Forschung die Rede ist. Bereits wenige Tage nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung konnten wir neue Mitglieder begrüßen. Wenn auch Sie Mitglied der Uwe Johnson-Gesellschaft werden möchten, zögern Sie nicht, sich an uns zu wenden. Sie sind uns herzlich willkommen.