Dr. Sabine Schild

Poetik in Uwe Johnsons Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl

 

Die Dissertation entsteht im Rahmen eines binationalen Promotionsverfahrens zwischen der Universität Rostock und der Università di Pisa.

Der Promotionsprojekt befasst sich mit der Poetik Uwe Johnsons (1934-1984). Es untersucht die literarische Gestaltung historisch bedingter Diskurse in seinem Hauptwerk, dem Roman Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. In der Betrachtung des Romans werden die verschiedenen Kontexte des Erzählten (historisch, ästhetisch, philosophisch) nachgewiesen und gezeigt, auf welche Weise Johnson sie verarbeitet hat.
Der Roman Jahrestage ist über einen langen Zeitraum hinweg entstanden: von einer ersten Arbeitsphase im Jahr 1967 bis zum Abschluss des vierten Bandes im Jahr 1983. Schon aus diesem Grund lässt sich die Poetik Uwe Johnsons in ästhetisch-formaler Hinsicht nur zögerlich und bedingt literarischen Strömungen zuordnen. Weiterhin stellt die formale und thematische Komplexität der Jahrestage den Interpreten vor erhebliche methodische Probleme.
Allgemein wird gefragt, wie sich Wissen in den Jahrestagen konstituiert. Hierbei wird letztlich der Hypothese nachgegangen, ob Wissen unabhängig von dem jeweils im Roman behandelten Themenkomplex auf ähnliche oder gar identische Weise dargestellt wird.
Im Besonderen soll auf die Frage geantwortet werden, wie sich der Austauschprozess zwischen Text und Kontext vollzieht. Ich werde die verschiedenen Ebenen des Romans nachzeichnen und versuchen, dessen komplexe Verweisstruktur zu entwirren. Es soll also ein Beschreibungsmodell entwickelt werden, das speziell die strukturellen und thematischen Besonderheiten der Jahrestage sichtbar werden lässt.
Strukturelle und thematische Bedeutungszusammenhänge zu erkennen, bietet darüber hinaus auch die Möglichkeit, das Werk in seinem Entstehungskontext zu beleuchten. Somit lassen sich Schlüsse über Johnsons Erzählverfahren ziehen und zeigen, inwieweit Johnson den sozialen und mentalen Dimensionen der Entstehungszeit der Jahrestage ästhetisch und auch ethisch Rechnung getragen hat.