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Manfred Bierwisch zu Besuch in Rostock

|   Vortrag | #Manfred Bierwisch

Hörsaal Radiologie (Universität Rostock) / Musikwerkstatt Wirth (Humboldt-Straße 7 | 18055 Rostock)

Kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember 2011, besuchte uns Prof. Dr. Manfred Bierwisch. Wir haben das reichlich ausgenutzt. Gemeinsam mit der Uwe Johnson-Gesellschaft hatte auch das Institut für Germanistik eingeladen: die einen den Studienfreund Uwe Johnsons, die anderen den vielseitigen Sprachwissenschaftler.
Im Rahmen der Vorlesung »Sind Geistes- wissenschaften Wissenschaften« von Prof. Holger Helbig sprach Prof. Bierwisch um 13.15 Uhr im Hörsaal Radiologie zu einem seiner Leib- und Magenthemen, nämlich Linguistik – Poetik – Ästhetik. Wenn man es nicht schon vorher gewusst hätte, wäre spätestens an diesem Vortrag deutlich geworden, dass hier jemand sprach, der den geliebten Gegenstand, die Literatur, auch wissenschaftlich zu betrachten vermag.

Am Abend, gegen 18 Uhr, sprach dann der Freund über den Freund und seine Bücher.  Die Uwe Johnson-Gesellschaft hatte in die Musikwerkstatt Wirth eingeladen, in der sich der Gast und seine Hörer gleich heimisch fühlten. Antje Pautzke, die zum Briefwechsel des Leipziger Freundeskreises um Uwe Johnson promoviert, und Holger Helbig sprachen im ersten Teil des Abends mit Manfred Bierwisch über das studentische Leben im Leipzig der 50er Jahre.
Dabei stand die Freundschaft mit Johnson im Mittelpunkt. Aus einer geselligen Runde entstand nach dem gemeinsamen Studium ein reger brieflicher Austausch. Die Freunde wurden durch die deutsch-deutsche Grenze getrennt, der Kontakt riss nicht ab. Anekdotisch beschrieb Bierwisch dem Publikum, wie sich die Freundschaft anbahnte und illustrierte deren Geschichte durch eindrückliche Szenen. So lebten Johnson und Bierwisch für einige Zeit in Bierwischs Elternhaus in Leipzig unter einem Dach zusammen. Manfred Bierwisch habe erst Jahre später davon erfahren, dass Johnson damals seiner, Bierwischs, Mutter Passagen aus den Mutmassungen vorlas.
Der zweite Teil des Abends gehörte dem aufmerksamen Publikum. Manfred Bierwisch fand Gefallen an der wohlinformierten Neugier vor allem der jungen Leute. Er griff jede Frage auf, manche auch sichtbar nachdenklich. Auch die Reibungspunkte in der Freundschaft zu Johnson unterschlug er nicht.
Zu guter Letzt, außerhalb des offiziellen Programms, hatte auch Manfred Bierwisch Fragen. Wie es denn nun weitergehen solle mit der Johnson-Gesellschaft. Man saß bis kurz vor Mitternacht beisammen, um all die Pläne und Ideen aufzuzählen.