»Von Zeit zu Zeit lese ich alles noch einmal« Uwe Johnson und der Kanon. Tagung in Rostock
Rathaus Rostock (Neuer Markt 1, 18055 Rostock)
Dass Uwe Johnson zum Kanon gehört, ist unbestritten. Wie sein Werk darin einzuordnen wäre, bedarf allerdings der genaueren Betrachtung. Johnsons Verhältnis zum Kanon war doppelbödig: »Von Zeit zu Zeit lese ich alles noch einmal, wie ich überhaupt viel lese, moderne und alte, klassische Texte«, sagte Johnson 1969 und präsentierte sich als traditionsbewusster Leser.Im selben Gespräch heißt es jedoch weiter: »literarische Vorbilder gibt es für mich nicht. Jeder Schriftsteller muß sich seinen Stoff selber beschaffen, er muß sich seine Form selbst erarbeiten.« Spricht hier der traditionslose Autor?
Johnsons Position ist nicht radikal, sondern komplex. Die Zahl der literarischen Bezüge in seinem Werk, offen und verborgen, ist erheblich, die Formen der Anverwandlung reichen vom Zitat bis zur kryptischen Allusion. Den zeitgenössischen Bemühungen, ihn als »Dichter der beiden Deutschland« zu kanonisieren, verweigerte er sich.
Auf der Tagung wird der Versuch unternommen, Johnsons Werk genauer im Kanon zu verorten. Die Rezeptionsgeschichte seiner Texte bietet viele Anlässe, die Funktionsweisen der Kanonisierung genauer zu betrachten. Im Rahmen der Tagung erfolgt die Mitgliederversammlung der Gesellschaft, auf der auch der Vorstand und das Kuratorium neu gewählt werden. Die Veranstaltung findet im Bürgerschaftssaal des Rostocker Rathauses statt.
Eine Übersicht über die Referenten und Themen finden sie hier.